Gruppenbild mit Fahrrad: Aufnahme im Schuljahr 1912/13
Die Draisine, die „Laufmaschine“, wurde 1817 erfunden, dann kam der Pedalkurbelantrieb auf, aber das Radfahren war lange Zeit selbstverständlich Männersache: Schon die Kleidung machte es nahezu unmöglich, dass Frauen die frühen „Hochräder“ bestiegen, ganz zu schweigen von sittlich-ästhetischen Bedenken und von den medizinischen Gefahren, die das neue Fortbewegungsmittel für die Frauen angeblich mit sich brachte.
Erst das „Niederrad“ brachte gegen Ende des 19. Jahrhunderts den Umschwung. Die moderne Fahrradkultur entstand, und durch Massenfertigung sank auch der Preis der Räder. Nun konnten sich allmählich auch Handwerker und Arbeiter ein Fahrrad leisten und die individuelle Mobilität nahm zu. Dann aber kam es schnell zu einen regelrechten Fahrrad-Boom: Seit 1860 gab es die ersten Radrennen, und in München trat 1894 in einem spektakulärem Zweikampf der Radrennfahrer Josef Fischer gegen den berittenen Sohn von Buffalo Bill an.
Auch die Frauen entdeckten nun das Radfahren. Das Rad löste zudem eine modische Revolution aus: Der Hosenrock, das nach angeblich antikem Muster so genannte „syrische Unterkleid“, wurde zum sportiven Beinkleid der Fahrerinnen, ein Kompromiss zwischen (langem) Rock und männlicher Radlerhose. Uwe Timm hat das alles 1984 in seinem Roman „Der Mann auf dem Hochrad“ beschrieben, der in Coburg spielt. Freilich kam es in der Nachbarstadt noch zu einem Volksauflauf, als dann wirklich erstmals eine Frau im Hosenrock durch die Stadt radelte …
In Bayreuth wurde der Techniker und Unternehmer Conrad Hensel, selbst ein begeisterter Velizopedist, zum Propheten des neuen Verkehrsmittels. Er bot 1896 die ersten Radkurse für Frauen an, und seine Ehefrau Margarete war vermutlich die erste Radlerin Bayreuths. Bereits 1882 war in der Stadt der erste Radfahrervereins gegründet worden, 1885 fand in der Stadt ein Verbandstag der oberfränkischen Radlervereine statt.
Conrad Hensel mit Frau Margarete und Tochter Johanna 1894 auf ihrem „Familienrad“. Bild: Stadtarchiv Bayreuth Sammlung Herterich
Es versteht sich von selbst, dass nun die Schülerinnen der höheren Töchterschule nicht zurückstehen wollten. Die Anschaffungskosten der Räder stellten offenbar kein Problem dar. Schon 1912/13 bestand an der Schule eine „Fahrrad-AG“, die Lehrer Guttenberger leitete, und die Fahrten in die nähere und weitere Umgebung unternahm. Schulrat Kesselring zeigte demonstrativ seine fortschrittliche Gesinnung: Er duldete das Treiben und beaufsichtigte die Abfahrten.
Die Schülerinnen geben Gummi: Aufbruch der Fahrrad-AG im Schuljahr 1912/13. Rechts außen in Gehrock, dunklem Beinkleid und mit Melone Schulrat Kesselring
Neue Mountain-Bikes für die Fahrrad-AG 2014. Vierte von links Schulleiterin Graf in gelbem Balzer und blauem Beinkleid, ohne Melone
Fahrrad-AG 2016: Rast der Mountain-Biker
Gruppenbild mit Fahrrad: Aufnahme im Schuljahr 1912/13
Die Draisine, die „Laufmaschine“, wurde 1817 erfunden, dann kam der Pedalkurbelantrieb auf, aber das Radfahren war lange Zeit selbstverständlich Männersache: Schon die Kleidung machte es nahezu unmöglich, dass Frauen die frühen „Hochräder“ bestiegen, ganz zu schweigen von sittlich-ästhetischen Bedenken und von den medizinischen Gefahren, die das neue Fortbewegungsmittel für die Frauen angeblich mit sich brachte.
Erst das „Niederrad“ brachte gegen Ende des 19. Jahrhunderts den Umschwung. Die moderne Fahrradkultur entstand, und durch Massenfertigung sank auch der Preis der Räder. Nun konnten sich allmählich auch Handwerker und Arbeiter ein Fahrrad leisten und die individuelle Mobilität nahm zu. Dann aber kam es schnell zu einen regelrechten Fahrrad-Boom: Seit 1860 gab es die ersten Radrennen, und in München trat 1894 in einem spektakulärem Zweikampf der Radrennfahrer Josef Fischer gegen den berittenen Sohn von Buffalo Bill an.
Auch die Frauen entdeckten nun das Radfahren. Das Rad löste zudem eine modische Revolution aus: Der Hosenrock, das nach angeblich antikem Muster so genannte „syrische Unterkleid“, wurde zum sportiven Beinkleid der Fahrerinnen, ein Kompromiss zwischen (langem) Rock und männlicher Radlerhose. Uwe Timm hat das alles 1984 in seinem Roman „Der Mann auf dem Hochrad“ beschrieben, der in Coburg spielt. Freilich kam es in der Nachbarstadt noch zu einem Volksauflauf, als dann wirklich erstmals eine Frau im Hosenrock durch die Stadt radelte …
In Bayreuth wurde der Techniker und Unternehmer Conrad Hensel, selbst ein begeisterter Velizopedist, zum Propheten des neuen Verkehrsmittels. Er bot 1896 die ersten Radkurse für Frauen an, und seine Ehefrau Margarete war vermutlich die erste Radlerin Bayreuths. Bereits 1882 war in der Stadt der erste Radfahrervereins gegründet worden, 1885 fand in der Stadt ein Verbandstag der oberfränkischen Radlervereine statt.
Conrad Hensel mit Frau Margarete und Tochter Johanna 1894 auf ihrem „Familienrad“. Bild: Stadtarchiv Bayreuth Sammlung Herterich
Es versteht sich von selbst, dass nun die Schülerinnen der höheren Töchterschule nicht zurückstehen wollten. Die Anschaffungskosten der Räder stellten offenbar kein Problem dar. Schon 1912/13 bestand an der Schule eine „Fahrrad-AG“, die Lehrer Guttenberger leitete, und die Fahrten in die nähere und weitere Umgebung unternahm. Schulrat Kesselring zeigte demonstrativ seine fortschrittliche Gesinnung: Er duldete das Treiben und beaufsichtigte die Abfahrten.
Die Schülerinnen geben Gummi: Aufbruch der Fahrrad-AG im Schuljahr 1912/13. Rechts außen in Gehrock, dunklem Beinkleid und mit Melone Schulrat Kesselring
Neue Mountain-Bikes für die Fahrrad-AG 2014. Vierte von links Schulleiterin Graf in gelbem Balzer und blauem Beinkleid, ohne Melone
Fahrrad-AG 2016: Rast der Mountain-Biker