Schulgeschichte

Kriegsjahre, Hungerjahre: Eine Postkarte aus dem Jahr 1916

Im Schularchiv des RWG sind mehrere Postkarten erhalten, deren Motiv ein Klassenphoto ist. Das war offenbar in den ersten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts sehr beliebt: Man konnte beim Photographen eine Aufnahme auch als Postkarte drucken lassen und sich und die Schulfreundinnen postalisch in die Welt versenden.

Eine dieser Klassenphoto-Postkarten der Mädchenschule wurde im August 1916 verschickt, wenigstens die Karten konnten um diese Zeit noch hergestellt werden. Die Schülerin Ella hatte ihre Großmutter in München besucht. Sie meldet, dass sie aus der Metropole nach Bayreuth zurückgekehrt ist, allerdings scheint es ihr in der Kleinstadt nicht mehr recht zu gefallen; bei der Oma in München war es schöner. Schlimm ist vor allem, dass die Familie in Bayreuth nur wenig zu essen hat, man fürchtet den Hungertod. Die Großmutter in München, eine Frau Hofphotograph und anscheinend eine Person mit Beziehungen oder Vermögen, wird um Hilfe angegangen.

Ella übertreibt vielleicht ein wenig und sie und ihre Angehörigen sind hoffentlich nicht verhungert. Aber die Zeiten waren hart, auch für die ehemals verwöhnten höheren Töchter.

Eine Klassen-Postkarte aus dem Kriegsjahr 1916 Vorderseite

Die Postkarte aus dem Kriegsjahr 1916 Rückseite

Der Text auf der Rückseite der Karte:

12. August 1916
Liebe Großmama!
In Bayreuth wieder angelangt, bemerke ich mit Schrecken, daß es mir hier gar nicht mehr gefällt. Und noch eines ist fürchterlich. Wir haben keine einzige Fleischmarke mehr und müssen daher, wenn nicht Hilfe kommt, Hungers sterben. Deshalb bitte ich Dich, ob Du nicht wenigstens ein paar schicken möchtest. Wir wären Dir sehr dankbar. Für heute herzliche Grüße von Deiner Ella.

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