Schulleben

Weimar als Ort der Erinnerung

Goethe hätte sich gefreut: Klassische Harmonie inmitten des Parks an der Ilm.

Goethe hätte sich gefreut: Klassische Harmonie
inmitten des Parks an der Ilm.

Eine Exkursion nach Weimar unternahmen Schüler aus den Deutschkursen der Q11.

Im Mittelpunkt der Studienfahrt stand selbstverständlich die Epoche der Klassik, die untrennbar mit dem Namen Weimar verbunden ist. Dass die Stadt zu einem wichtigen kulturellen Zentrum werden konnte, erscheint fast als ein Wunder, denn im 18. Jahrhundert war Weimar eine Stadt mit etwa 7000 Einwohnern und damit kaum größer als das heutige Bindlach.

Was zog Köpfe wie Goethe, Schiller, Herder oder Wieland in die Provinz? Wie konnte es sein, dass Weimar zum Zentrum einer ganzen Kunstepoche werden konnte, der Klassik? Und wie muss man sich das Leben in der damaligen Zeit vorstellen? Diese Fragen versuchte ein zweistündiger Stadtrundgang zu klären und ein Gang durch die Ausstellung im Goethe-Nationalmuseum.

goethe hätte sich noch einmal gefreut: Bildungsbeflissene RWGler zu Füßen des Nationaltheaters.

Goethe hätte sich noch einmal gefreut:
Bildungsbeflissene RWGler zu Füßen der Dioskuren.

Wie klassisches Drama auf der Bühne aussieht, konnten die Teilnehmer der Studienfahrt im Nationaltheater erleben: Schillers „Maria Stuart“ stand auf dem Spielplan. Das Spiel um Macht und Liebe war recht munter inszeniert und sparte weder an grellen Effekten noch an Drastik. Ob es den Klassikern gefallen hätte, steht indes auf einem anderen Papier, denn sie vertrauten mehr der Wirkung des gesprochenen Wortes als zum Teil etwas kindischen Regieeinfällen.

Natürlich waren auch das Goethe- und Schillerhaus Pflichtstationen. Hier konnte man sehr gut nachvollziehen, wie sich der Geheime Rat von Goethe selbst inszenierte, großzügig gefördert von seinem großherzoglichen Mäzen Carl August, während nur ein paar Hausnummern weiter sein vom Glück weniger begünstigte Mitstreiter Schiller gegen Schulden und Krankheit kämpfte.

Nicht vergessen wurde, dass Weimar auch ein politischer Ort ist: Der Name Weimar ist über die nach dem Ort benannte Verfassung untrennbar mit den demokratischen Hoffnungen der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg verbunden. Die Stadt der Klassik war aber auch Gauhauptstadt der Nazi-Diktatur, die dort ganzes Stadtkarree für einen Aufmarschplatz niederreißen ließ. Er ist heute grüne Bedachung einer Tiefgarage, welche zum Atrium, einem riesigen Einkaufsparadies, gehört.

Weniger leicht lassen sich die Spuren des NS-Terrors an anderer Stelle tilgen: Kaum eine halbe Stunde vom Goethehaus entfernt, unterhielten die NS-Schergen ein Konzentrationslager der ersten Stunde: Die ersten 149 Häftlinge, allesamt politische, kamen 1937 an, und Tausende sollten folgen. Es ist bekannt geworden unter dem Namen „Buchenwald“. Das Areal ist eigentlich der Ettersberg, ein beliebtes Ausflugsziel Goethes, doch offenbar war den Nazi-Gewaltigen die Nähe zur Klassik doch etwas peinlich, sodass man eine Umbenennung vorzog. Mitten auf dem Gelände stand sogar eine Goethe-Eiche, unter der der Dichterfürst gesessen haben soll. Dass dies, wie der Ausstellungstext meint, den Insassen ein Trost gewesen sein soll, gehört wohl ins Reich der Legende: Zu groß waren wohl Schrecken, Not und Tod und unwirtlich ist der Platz noch heute. Alle konnten das spüren, als sie bei eiskaltem Wind und dicken Nebelschwaden das Gelände erkundeten, und alle waren froh, wieder im Bus nach Weimar hinunter zu sitzen, um noch etwas vom „Ziebelmarkt“, dem Weimarer Kulturfest, das immer im Herbst stattfindet, mitzubekommen.

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