Schulleben

Theater-Wetterkapriolen

Mit mehreren Aufführungen waren die Theatergruppen von Frau Guder-Späth auf der Landesgartenschau dabei.

Der Bürger als Edelmann

Der Bürger als Edelmann

Aufführung: „Der Bürger als Edelmann“ (Moliere) P-Seminar 2015/2017
Wetter: Sonnig mit einzelnen starken Windböen, Temperaturen: 16-19 ° C.

Nach einer längeren Kaltwetterphase war der Theaterwettergott den Schauspielern bei ihrer Aufführung von Molières Komödie „Der Bürger als Edelmann“ in ihren barocken Kostümen gnädig und ließ den Wind zwar bisweilen sehr heftig, aber dennoch von den Temperaturen her über dem Gefrierpunkt wehen. So konnten die Schauspieler die Komödie des reichen, aber naiven Kaufmanns Jourdain, der sich in den Kopf gesetzt hatte, sich in den Adel aufzuschwingen, mit viel Schwung sowie heiteren Gesangs- und Tanzeinlagen spielen. Das in großer Zahl trotz der morgendlichen Stunde anwesende Publikum quittierte die Bemühungen der den Bürger Jourdain umschwirrenden Musik-, Tanz- und Fechtlehrer, des Philosophen und der adeligen Halsabschneider Dorimene und Dorante dem selbstverliebten Jourdain das Geld aus der Tasche zu ziehen sowie die Bemühungen der Diener Corvielle und Lucille und Jourdains Tochter und dem Bürger Cleonte zueinanderzufinden mit großem Applaus. Gänzlich farbenfroh wurde das Spiel, als ein vermeintlicher Sultanssohn, den natürlich Cleonte mimt, den reichen Tölpel zum „Mamamutschki“ erhebt. Nicht nur das Publikum verfolgte die Handlung aufmerksam, auch die Herren des Hammerstädter Sees, das Schwanenpaar, ließ es sich nicht nehmen, das Geschehen zweimal aus der Vogelperspektive in Augenschein zu nehmen. Falls diese Luftgäste aber auch alle, die zu diesem Zeitpunkt das Stück auf der Landesgartenschau nicht sehen konnten, Lust bekommen haben sollten, sich von dem P-Seminar in das barocke Treiben entführen zu lassen, so besteht am 24.9.2016 im Heckentheater nochmal die Gelegenheit dazu.

Aufführung: „Die wilden Hühner“ (C. Funke)
Wetter: Bedeckt und zunehmend windig mit Unwettergefahr, Temperatur: 16 ° C.

Die Bühne des Heckentheaters verlangt den Schauspielerinnen aus der 6.und 7. Klasse viel ab. Sie liegt ungeschützt offen unterhalb eines Hügels in Hörnähe zur Seebühne. Die noch niedrigen Hecken bieten kaum einen Sicht- oder Windschutz. Auch das Publikum ist dem Wettergott gnadenlos ausgeliefert. Und dieser hat sich für die Aufführungsdauer einiges überlegt. Noch aber spielen die Schüler dem sehr jungen Publikum, dass zumeist mit den Großeltern zugegen war, die spannende Geschichte von der Rettung der Hühner, die Oma Slättberg schlachten möchte und die von der Mädchenbande der „Wilden Hühner“ unter Mithilfe der Jungsbande der „Pygmäen“ gerettet werden, vor. In Ermangelung von echtem Federvieh werden mutige kleine Besucher gefragt, ob sie in die Rolle der Hühner schlüpfen möchten. Der Andrang der spielbegeisterten Hühner ist riesig und der Platz in dem Käfig für das einzelne „Huhn“ geringer als es im „wahren Leben“ erlaubt wäre. Die beiden Banden retten aber nicht nur die Hühner, sondern mit Hilfe ihrer engagierten Lehrerin auch den Pygmäen Willi, der eine Dummheit begangen hat, vor seinem Vater. Kaum sind beide Rettungsaktionen erfolgreich abgeschlossen, ergeht der Aufruf, das Gelände der Landesgartenschau unverzüglich zu räumen, weil eine Unwetterwarnung ausgesprochen wurde. Die Schauspieler und auch das Publikums nimmt den Aufruf gelassen hin, dem Wettergott zum Trotz.

Das Gartenzwerg-Ensemble

Das Gartenzwerg-Ensemble

Aufführungen: „Ich liebe diesen Gartenzwerg“ (B.Tobias) – „Die frivole Sommerfrische“ (Goldoni)
Wetter: Am Morgen heftiger Regen, dann Aufheiterungen mit sonnigen Abschnitten, nachmittags stechend warm mit heftigen Gewittern, Temperatur: 17- 27° C.

Die Woche vom 12. 6 bis zum 17. 6 war komplett verregnet. Der Regen wurde bisweilen nur schwächer, um die die Nuancen in der Regenmenge fühlbar zu machen. Bange ging der Blick gen Himmel, als die Kulissen bei strömenden Regen am Freitagabend in den großen Sprinter und in den Anhänger eingeladen wurden. Kurz nachdem am frühen Morgen große Wassermengen vom Himmel gefallen waren, konnten die Requisiten für beide Stücke ausgeladen werden. Ein Absagen der Aufführungen kam nun nicht mehr in Frage. Es wäre auch zu schade gewesen, denn am Vormittag lauschten sehr viele Interessierte der Geschichte um einen Gartenzwerg, der von der permanent redenden Frau Renzi ihrer Nachbarin, Frau Fischer, geschenkt wird. Dieser Gartenzwerg hängt wie ein Fluch an Herrn und Frau Fischer. Der Versuch, ihn als Geschenk für eine Tombola loszuwerden scheitert ebenso wie der Versuch, den von ihnen gewonnenen ungeliebten Hauptpreis einfach in einem Park zu vergessen. Zu aufmerksam ist ein herbeieilender Polizist. Endlich werden sie den Gartenzwerg auf einem Flohmarkt los und wähnen sich schon in Sicherheit, als der neue Doktor den Gartenzwerg auf eine Party der Fischers mitbringt, auf der nahezu alle Besitzer des Gartenzwerges, als da wären die Tochter der Fischers, ein junges Ehepaar, ein mit dem Ehepaar befreundetes Lehrerehepaar, das den Zwerg dem Pastor geschenkt hatte, der ihn wiederum zum Arzt brachte, aber auch die Nachbarin nebst ihrer schwerhörigen Tante zugegen sind. Es entsteht ein peinliches Schweigen, dass die beiden das Geschehen kommentierenden Beobachter nutzen, um dem Theaterstück eine heitere Wendung zu geben, indem sie den Gartenzwerg wieder in die Obhut der Nachbarin Renzi geben, die den kleinen Kerl in ihre Gartenzwergfamilie aufnimmt. Sie beendet das Stück mit den Worten: “Ich liebe diesen Gartenzwerg“. Die Zuschauer verfolgen die „Irrungen und Wirrungen“ des Gartenzwerges mit viel Freude und der Gewissheit, dass auch sie sich bestimmt schon gerne einmal des ein oder anderen Geschenkes entledigt hätten. Die Schauspieler der 7. Klasse sowie einer Schülerin aus der 8. und einer aus der 9. Klasse konnten ungestört und bei gutem Wetter spielen. Die leichte Wolkendecke verhinderte, dass die Zuschauer zu sehr schwitzen mussten. Der Wettergott hatte es gut mit dem „Gartenzwerg“ gemeint.

Das Wetter spielte bei der "Sommerfrische" gut mit.

Das Wetter spielte bei der „Sommerfrische“
gut mit.

Anders erging es der Theatergruppe der 11. Klasse. Mit aufwändigen Requisiten und wallenden Kostümen wurde ein barockes Ambiente in das Heckentheater gezaubert. Mit viel Schwung und großer Bühnenpräsenz entführten die Schülerinnen und Schüler in die Welt des italienischen Barockdichters Goldoni, der in einer Komödie die Oberflächlichkeit der High Society widerspiegelt. Es geht um die Frage, wer mit wem in Urlaub fährt, wer welche Roben von welchem Designer in der „Sommerfrische“ trägt, der die größten Partys feiert und wer am spektakulärsten mit Geld um sich wirft. Doch schon in den Ferien kündigt sich der Katzenjammer an. So hat die schöne Giacinta leichtfertig dem mitfahrenden Leonardo ihre Hand versprochen. Beide gehen davon aus, dass es sich jeweils auch finanziell um eine gute Partie handelt, was natürlich nicht stimmt, da beide Familien längst finanziell ruiniert sind. Um nicht ins Gerede zu kommen heiratet Giacinta den nicht geliebten Leonardo und überlässt Leonardos Schwester die Liebe ihres Lebens Guilio. Nur der Schmarotzer Ferdinando kann sich am Ende freuen, kann er doch gewinnbringend die Witwe Sabina heiraten, die mit ihrem Geld alle in der Hand hat. Die Komödie könnte die Vorlage für jedes Exklusiv-Magazin der Privatsender und der Regenbogenpresse sein, so aktuell sind die Themen rund um den Jahrmarkt der Eitelkeiten immer noch. Und so wie im Stück gegen viele Widrigkeiten angekämpft werden musste, u.a. gegen den Sound-Check des singenden Pfarrers Buck auf der Seebühne, den er pünktlich mit dem Ende des Theaterstückes beendete, musste auch wieder einmal der eifersüchtige Wettergott sich zu Wort melden. Nachdem es zu Beginn der Aufführung stechend heiß gewesen war, bäumten sich innerhalb der 90 Minuten der Aufführung immer größere Wolkenberge auf, die den Himmel sehr bedrohlich wirken ließen. Während des Schlussapplauses, den erfreulich viele Zuschauer der Theatergruppe zurecht schenkten, öffneten sich die Wolken und beendeten auf ihre Weise Goldonis „Sommerfrische“. Dem Schriftsteller hätte diese Theatralik sicherlich gefallen…

Die Schaupieler bekamen viel Applaus.

Die Schaupieler bekamen viel Applaus.

Aufführung:“ Mein Name ist Hase“ (Honauer/Lodynski)
Wetter: Am Morgen sonnig bis schwül, am Mittag bedeckt , Temperatur: 21-26 ° C.

Im Morgengrauen rollte der große Sprinter der Firma Feustel zum Heckentheater. In liebevoller Kleinarbeit bauten die Schülerinnen der 10.Klasse die Bühne auf und ließen ein vornehmes Wohnzimmer einer reichen Familie zwischen den Hecken entstehen. Hier sollte um 14.00 Uhr die Aufführung des Theaterstückes „Mein Name ist Hase“ stattfinden. Da es sich um die Premiere des Stückes handelte, wollten sich die Schauspieler besonders genau mit den Örtlichkeiten vertraut machen und die komplizierten Auf- und Abgänge nochmals üben, als unvermutet der erste Chor am Heckentheater auftauchte, sich auf der Bühne Platz schaffte und fröhlich zu singen begann. Es folgte ein Chor auf den anderen und um 13.55 Uhr war dann die Bühne für die Schüler bespielbar. Aber die Schauspieler sind „Alte Hasen“ und nahmen die überraschende Wendung ihres eigentlichen Planes humorvoll und gelassen hin. Souverän, überzeugend und mit viel Witz spielten sie dann die Geschichte des Einbrecherkönigs Josef Hase, der sich zum gut gesicherten Anwesen der Familie Rottwyler Zutritt verschaffen konnte und dort überraschenderweise wie ein Familienmitglied aufgenommen wird. Dies liegt nicht zuletzt an seiner Schlagfertigkeit und seinem unwiderstehlichen Charme. Nach und nach enthüllen die Familienmitglieder dem Einbrecher die Geheimnisse ihrer kriminellen Machenschaften, die weit schwerwiegender als die Einbruchsdelikte des Herrn Hase sind. Aber nicht nur der Einbrecherkönig weiß von ihren kriminellen Aktivitäten, auch die verstorbene Tante Mathilde Kupferschuh wusste sehr wohl, welche Geheimnisse in der Familie kursieren und beauftragte vor ihrem Tod einen Detektiven in der Silvesternacht Enthüllungen aus ihrem Poesiealbum preiszugeben. Das Poesiealbum aber ist verschwunden und so entbrennt eine sehr amüsante Suche nach diesem und gegen die Zeit…
Die heitere Stimmung übertrug sich schnell auf das Publikum, dass an diesem Tag der Chöre zumeist aus älteren Personen bestand, die dem Geschehen mit viel Applaus und großem Interesse folgte.
Nach einer guten Stunde hieß es die Bühne zügig zu räumen, denn der nächste Überraschungschor stand schon bereit.

Hilfe - ein Fernseh-Team ist zu Besuch.

Hilfe – ein Fernseh-Team ist zu Besuch.

Aufführung: „Die chinesischen Gartenzwerge“
Wetter: Am Morgen strahlender Sonnenschein mit ein paar Schleierwolken, Temperatur: 21-27 °C.

Der Morgen ist ruhig, die Sonne strahlt wohlig warm vom Himmelszelt. Vergnügt bauen die noch vor 8 Uhr eingelaufen „Chinesen“ und die „Familie Müller“ auf der Bühne des Heckentheaters das typisch deutsche Wohnzimmer mit „Couchgarnitur, Stehlampe, Kuckucksuhr und Vogelkäfig auf“. Allmählich kommen mit den Bussen auch die Zuschauer, um den Schauspielern der 8. Klasse mit in den typisch deutschen Haushalt zu folgen. Denn darum geht es in dem Stück: In den ruhigen Sonntagnachmittag der Familie Müller bricht eine Abordnung wissbegieriger Chinesen ein, die eine Reportage über eine typisch deutsche Familie drehen wollen. Als Belohnung für ihren Beitrag versprechen die Chinesen ihnen „vielleicht „ eine Reise nach China oder ein Präsent der chinesischen Gastfreundschaft. Bis auf Frau Müller sind alle Familienmitglieder von dem Vorhaben begeistert. Als dann die Chinesen mit ihrem Kamerateam am nächsten Morgen erscheinen, merken die Müllers wie schwer es ist, „typisch deutsch“ zu sein. Auch die Chinesen verhalten sich klischeehaft und schon bald kommt es zu einem heiteren Durcheinander. Die Stimmung auf der Bühne spiegelt sich in der Stimmung auf der Bühne wider. Sommerlich, leicht und fröhlich mit etwas deutschem Tiefgang bewältigen die Müllers die Situation. Was für ein Auftakt für einen Bilderbuchsommertag.

Sowohl der „chinesischen Gartenzwerge“ als auch den „Bürger als Edelmann“ kann man nochmals am 24.9 jeweils auf dem Heckentheater bewundern. Vielleicht schickt uns der Wettergott ja ein wunderschönes Altweiberwetter…

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