Schulleben

Medienexperten auf Augenhöhe

Die Medienscouts sollen ihren Mitschülern in Fragen der Mediennutzung helfen.

Über 100 Jugendliche aus ganz Oberfranken kamen vor kurzem im Saal der Kronacher Sparkasse zusammen. Ihre Mission: Wertvolle Informationen rund um die neuen Medien sammeln, um ihren Mitschülerinnen und Mitschülern auch zukünftig als ausgebildete Medien-Experten kompetent zur Seite zu stehen. Mit dabei waren auch Medienscouts aus Bayreuth. Die Informationen für ihre verantwortungsvolle Aufgabe erhielten die Schülerinnen und Schüler des Graf-Münster- und des Richard-Wagner-Gymnasiums dabei von renommierten Medienexperten.

Ermöglicht hatte die Veranstaltung die Opferhilfe Oberfranken (OHO) mit ihrem Vorsitzenden Alfons Hrubesch. Dieser begleitet zusammen mit seinem Team aus ehrenamtlichen Helfern seit einigen Jahren die Ausbildung von Medienscouts in Oberfranken. Die von der OHO geschulten Medien-Experten sorgen an der Schule und somit vor Ort dafür, dass im Umgang mit den neuen Medien Unwissenheit und Schweigen potenziellen Tätern nicht länger in die Hände spielen. „Durch das Ansprechen von Problemen und möglichen Gefahren können viele Konflikte aus der Welt geschafft werden, bevor sie überhaupt entstehen“, erläuterte Alfons Hrubesch den Schülerinnen und Schülern die Zielausrichtung der gelungenen Veranstaltung.

Dass der verantwortungsvolle Gebrauch des Smartphones und des Internets längst ein gesamtgesellschaftlicher Krisenherd ist, unterstrich der Weismainer Bauunternehmer Alois Dechant, der die Schirmherrschaft des Ausbildungstages in Kronach übernahm. „Nicht nur in meinem Unternehmen habe ich längst die Erfahrung gemacht, dass die heutige Jugend eigentlich viel besser ist als sie in der Gesellschaft oft dargestellt wird“, so Alois Dechant, der die anwesenden Jugendlichen somit ermunterte, weiterhin ihren Altersgenossen als Medienexperten zur Seite zu stehen.

Wie in den Jahren zuvor auch, hatte es die OHO geschafft, Experten der digitalen Medienwelt nach Kronach zu holen, die ihr Fachwissen an die Medienscouts weitergaben, damit diese ihr Wissen als Multiplikatoren an ihrer jeweiligen Schule verbreiten können. Besonders eindrücklich war hierbei der Vortrag von Alex Stern aus Nordrhein-Westfalen, der dem Betroffenenrat für Fragen des sexuellen Missbrauchs angehört. Er musste am eigenen Leib erfahren, welche verheerende Folgen Cyber-Mobbing nach sich ziehen kann. „11 Prozent aller Jungen und 19 Prozent aller Mädchen haben schon einmal ein Nacktfoto von sich über soziale Medien verschickt. Was zunächst als ein Liebesbeweis für den Partner verstanden wird, kann ganz schnell zum Bumerang werden, wenn diese Fotos plötzlich für alle öffentlich zugänglich gemacht werden“, erläuterte der Pädagogikstudent beispielsweise das immer häufiger auftretende Phänomen des sogenannten „Sextings“. „Macht euren Mitschülern die fatalen Folgen einer solchen unbedachten Tat deutlich“, appellierte Stern an die Medienscouts, indem er ihnen auch vermittelte, wie man einem Sexting-Opfer zur Seite stehen kann.

Dass Medienerziehung auch eng mit dem Begriff der Medienkompetenz verbunden ist, machte Veit Schott aus Kronach deutlich. Der Beratungsrektor für Medienpädagogik und Informationstechnik entführte die Medienscouts in das „Reich der Fake News“ und vermittelte anschaulich Strategien, wie man diese bewusst gestreuten Falschmeldungen entlarven kann. „Die Fragen ’Wer steckt hinter den Inhalten?’ und ‚Was möchte der Verfasser mit der sogenannten Nachricht bezwecken?’ sind genauso wichtig wie das Vergleichen mit weiteren Quellen und die Recherche, ob die zeitgleich veröffentlichten Fotos auch wirklich zum Text gehören oder einen ganz anderen Ursprung haben, um Fake News auf der tatsächlichen Wahrheitsgehalt zu überprüfen“, so der Lehrer der Kronacher Gottfried-Neukam-Mittelschule gegenüber den Medienscouts.

Damit bei all diesen anspruchsvollen und zeitweise beängstigenden gesellschaftlichen Tendenzen der digitalen Welt der Spaß nicht zu kurz kommt, hatte sich das OHO-Team um Alfons Hrubesch, Susanne Werner und Peter Bürgin etwas ganz Besonderes für den Ausbildungstag einfallen lassen: Martin Esters und Tom Gerritz vom „Fast Forward Theatre“ Marburg entführten die Jugendlichen in die Welt des Improvisationstheaters und schulten damit auch die Spontaneität der Medienscouts, die diese im direkten und zum Teil auch unmittelbaren Austausch mit Altersgenossen, die sich immer wieder vertrauensvoll an die Medienscouts wenden, beweisen müssen.

-mts-

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