Schulleben

Der Abschied fiel schwer

Hans Sperber (vorne links), Erika Sevestre (vorne Mitte) und Mathias Weber wurden bei ihrer Verabschiedung auch vom Elternbeirat mit Blumen bedacht.

Mit unserem stellvertretenden Schulleiter Mathias Weber, mit Oberstufenbetreuerin Erika Sevestre und Hans Sperber, Fachbetreuer für Französisch und lange Jahre Mitarbeiter in der Schulleitung, hat das RWG drei Lehrkräfte in den Ruhestand verabschiedet, die die Schule entscheidend mitgeprägt haben.

So richtig kann es noch gar niemand glauben, dass die drei verdienten Kollegen im nächsten Schuljahr nicht mehr im Lehrerzimmer, im Oberstufenzimmer und im Direktorat an ihren Schreibtischen sitzen werden. Alle waren über dreißig Jahre an der Schule und sind eigentlich aus dem RWG nicht wegzudenken.

Mathias Weber, der „Ständige Stellvertretende Schulleiter“, wie der offizielle Titel heißt, ist seit 1987 am RWG. Etwas Besonderes ist er schon deswegen, weil er als einziger Lehrer der Schule mit Geschichte, Geografie, Sozialkunde und Wirtschaft/Recht vier Fächer unterrichten darf. Der Frage, welches der Fächer sein Lieblingsfach sei, wich er bei den Verabschiedungsfeiern diplomatisch aus: Die Frage, wer die Schönste sei, sei bei der antiken Helena schon schief gegangen…

Alle Schüler waren zur Verabschiedung von Mathias Weber in die Turnhalle gekommen.

Überhaupt ist an Mathias Weber ein Diplomat verloren gegangen: Dazu gehören nicht nur ein stets makelloses äußeres Erscheinungsbild, bei dem die Krawatte noch fest sitzt, wenn andere über Hitzefrei nachdenken, sondern auch tadellose Manieren und vor allem Fingerspitzengefühl im Umgang mit Schülern, Eltern und Kollegen. So schaffte er es, Wogen zu glätten, Konflikte zu entschärfen und so die Schule am Laufen zu halten. Hinzu kamen sein überragendes Organisationsgeschick, welches dafür sorgte, dass Personaleinteilungen und bürokratischer Schreibkram stets so erledigt wurden, dass die Schule zu allen Phasen des Schuljahres rund lief.

Wie kein anderer hat es Mathias Weber geschafft, das Vertrauen der Schüler zu erwerben. Er war für sie eine Respektsperson, aber eine, vor der man keine Angst haben musste. Deshalb drängten sich in manchen Pausen Schülertrauben vor oder in seinem Büro, sei es weil sie vorgeladen wurden, weil sie ein aus ihrer Sicht unaufschiebbares und wichtiges Anliegen vortragen wollten („Fällt heute die sechste Stunde aus…?“) oder um sich an der Bonbondose zu bedienen, die Herr Weber, wie ihn alle nannten, einige Zeit in seinem Zimmer aufbewahrte.

Mattias Weber genoss es, noch einmal im Kreise seiner lieben Schüler zu sitzen.

Dies alles wurde am Verabschiedungstag gewürdigt. Dazu hatte sich bereits am Vormittag die gesamte Schülerschaft in der Turnhalle zu einer Vollversammlung getroffen, zu der Mathias Weber von Schülern dazu geführt wurde, um von einem bequemen Sessel aus sein Schülerabschiedsgeschenk zu genießen: Die Schüler hatten einen Film gedreht, bei dem Richard Wagner, der Namenspatron unserer Schule, höchst selbst ans RWG kommt, um Herrn Weber zu suchen. So konnte er verschiedene Stimmen einfangen, die sich in einem einig waren, nämlich dass Herr Weber der wohl beste Lehrer des RWG ist, den das RWG je hatte.

Herr Weber hatte stets ein offenes Ohr für die Schüler – deshalb liebten ihn alle.

Sein Abschied in den Ruhestand ist nicht der einzige, den das RWG in diesem Schuljahr zu verkraften hat: Mit Erika Sevestre, Lehrerin für Sport und Französisch, verlässt die langjährige Oberstufenkoordinatorin das RWG, an dem sie schier unglaubliche 37 Jahre lang Lehrerin gewesen ist – ein wohl einzigartiger Rekord. Besonders gewürdigt wurde ihr stets offenes Ohr, was alle Schülerangelegenheiten betrifft und ihre schier unermüdliche Hilfsbereitschaft und Geduld im Umgang mit den Kollegen.

Erika Sevestre (links) und Hans Sperber (rechts) waren über dreißig Jahre am RWG.

Wenn sie als gut trainierte Sportlehrerin mit stets emsigen Schritten durch die Korridore der Schule sprintete, um hier und da gleichzeitig zu sein, ist das Lebensmotto von Hans Sperber, dass mit heiterer Gelassenheit, Ruhe und Überblick alles leichter geht. Diese Einstellung half ihm in seinen Jahren als Mitarbeiter in der Schulleitung, aber auch in seiner Tätigkeit als Fachbetreuer für Französisch, was die Arbeit mit den Kollegen betrifft, aber besonders im täglichen Umgang mit den Schülern. Er unterrichtete sie in Englisch und Französisch, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass seine große Liebe Frankreich gehört und er es verstand davon viel an die Schüler weiterzugeben. Man munkelt von einer gut gefüllten Schülerliste, die im nächsten Schuljahr mit Herrn Sperber Konversation betreiben wollen – auf Französisch natürlich.

Herr Weber musste die Abschiedstorte anschneiden, die die Schüler gebacken hatten.

Für die vielen Glückwünsche, die vielen Verabschiedungsreden und die vielen rührenden, aber oft auch heiteren Erinnerungen revanchierten sie sich beim Kollegium mit einem üppigen Abschiedsessen, zu dem sie in die Aula einluden. Herr Weber durfte im Gang seine Verabschiedungstorte anschneiden und alle konnten sich am großzügigen Büfett bedienen.

Auf dem Pausenhof wurde bis in die Nacht hinein gefeiert.

Lustig wurde es anschließend im Pausenhof, wo die Fachschaften die drei Pensionisten feierten. Auch wenn sie es wahrscheinlich noch gar nicht fassen konnten, – ihre Unterschrift unter die offizielle Urkunde des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, die sie vor versammelter Lehrermannschaft auf ihrer letzten Konferenz schon am Vormittag geleistet hatten, machte es endgültig: Mathias Weber, Erika Sevestre und Hans Sperber sind im Ruhestand.

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