Schulleben

Das Opernhaus erklang zu wunderschöner Musik

Ein gemeinsamer Chorgesang der beteiligten Gymnasien bildete das große Finale des Konzerts im Opernhaus.

Einen eindrucksvollen Beitrag zur Wiedereröffnung des Markgräflichen Opernhauses leisteten das Richard-Wagner-Gymnasium, das Gymnasium Ernestinum und das Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium. In einem gemeinsamen Konzert zeigten sie, dass Schülerkonzerte von höchster Qualität sein können.

Das Konzert zeigte aber auch, dass Musik mehr als alles andere verbindet: Es ist kein Geheimnis, dass die Bayreuther Schulen in einem sehr intensiven Wettbewerb miteinander stehen. Umso schöner ist es, dass die drei beteiligten Gymnasien im gemeinsamen Musizieren zeigten, dass es auch miteinander geht. Ein ganz besonderer Höhepunkt war deshalb der Schlusspunkt des Konzertes, nämlich ein gemeinsamer Chorgesang der mitwirkenden Schulen. „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“, erklang es aus Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ und der kräftige, sich immer wieder zu schwindelnden Höhen aufschwingende und doch stets klare Gesang ließ das Markgräfliche Opernhaus auf eine Weise erklingen, die auch seiner Erbauerin, der Markgräfin Wilhelmine, sicherlich imponiert hätte. Weil die Geschichte des Hauses und der Stadt natürlich ebenso untrennbar mit dem Namen Richard Wagner verbunden ist, durfte auch er nicht fehlen: Als Zugabe gab es das „Steuermannlied“ aus seinem „Fliegenden Holländer“, gesungen von den auf der Bühne und im Orchestergraben versammelten Sängerinnen und Sängern aus der Unter-, der Mittel- und der Oberstufe. Besser kann man keine musikalischen Brücken bauen, zumal offensichtlich die musikalische Begeisterung auf das Publikum übergesprungen war, als es auf einer Wiederholung bestand.

Die Schulleiter Elisabeth Götz (MWG, links), Franz Eisentraut (GCE, Mitte) und Ursula Graf (RWG, rechts) begrüßten die Gäste im voll besetzten Saal.

Schön zu sehen war ferner, dass anspruchsvolle und auch klassische Musik in unserer Zeit der flüchtigen Pop-Kultur offenbar alles andere als tot ist. Es bereitete keine Mühen, die Karten für die Zuhörer an den Mann zu bringen – sie waren an den Schulen schon eine halbe Stunde nach Beginn des Verkaufs restlos vergriffen. Natürlich drängte Eltern hauptsächlich die Neugierde, die eigenen Kinder zu sehen, ins Konzert, aber wenn sie genau hinsahen, dann konnten sie bei ihnen sehen, was das allerwichtigste ist, nämlich die Freude am Musizieren und Singen. Sie war den Sängern und Instrumentalisten immer wieder deutlich auf die strahlenden Gesichter geschrieben.

Weil das Konzert ein gemeinschaftliches sein sollte, sei auch hier das Geheimnis des Programmzettels nicht gelüftet, der nicht verriet, welcher Beitrag von welcher Schule kam. Dies hätte dem Geist des Abends widersprochen, bei dem es nicht um ein musikalisches Schaulaufen der einzelnen Schulen gehen sollte, sondern um einen schönen, einen versöhnlichen Abend, der getragen war vom Geist wunderschöner musikalischer Beiträge.

Am Anfang erklang ein buntes Medley aus „My Fair Lady“.

Für eine gelöste Atmoshäre sorgten als Auftakt Lieder aus dem Musical „My Fair Lady“. Die kräftigen jungen Stimmen machten gleich klar, dass der Abend Großartiges bieten würde, sodass die Zuhörer im voll besetzten Haus nicht enttäuscht nach Hause gehen würden. Voller Schwung und Dynamik ging der Eingangschor zur Sache und bereitete den Boden für alle folgenden Musiker, indem es ihm gelang, das Publikum gleich auf seine Seite zu ziehen.

Händels „Feuerwerksmusik“ passte wunderbar in die Atmosphäre des Hauses.

Quasi einen zweiten Auftakt stellten nach der Begrüßung durch die Schulleiter vier Sätze aus Georg Friedrich Händels „Feuerwerksmusik“ dar, gespielt in voller Orchesterbesetzung. Wohl besser als jedes andere Musikstück entsprach er dem Geist des Hauses, das ein Juwel spätbarocker Theaterbaukunst ist. Wer sich zur Musik umsah und wessen Augen über die Verzierungen schweiften, der fühlte sich sicher stolz auf sein Bayreuther Opernhaus, das seinesgleichen sucht.

Ein Chor kann auch mit leisen Tönen glänzen.

Einen breiten Raum nahm am Abend das einzige Instrument ein, das nichts kostet und jedem unabhängig von Stand, Einkommen und kulturellem Prestigedenken mitgegeben ist, nämlich die menschliche Stimme. Mit ihr geht das Musizieren ganz leise und stimmungsvoll, wenn es im Opernhaus „Abend ward“ und der Mond aufgegangen ist, wie es aus den Kehlen der Mittelstufenschüler erklang, die die beiden Stücke einstudiert hatten.

Der Chorgesang nahm breiten Raum bei dem Konzert ein.

Es geht aber auch ganz kräftig und verswingt, wenn bekannte Musicalmelodien erklingen: Die „Seasons of Love“ aus dem Musical „Rent“ wurden von den Großen besungen, Es erklang „Sunny“ und der Wunsch „Play for me a Simple Melody“. Der wurde am Abend mehr als erhört, auch wenn die Melodien oft so einfach gar nicht waren, sondern niveauvoll und die Mitwirkenden durchaus fordernd.

Schwungvolle und leisere Melodien hielten sich die Balance.

Dazu gehörten die Chorlieder aus „Die Kinder des Monsieur Mathieu“, die einen wirkungsvollen Kontrast – auch kleidertechnisch – zu den fröhlichen Liedern vorher setzte. Aber solche Spannungen gehören zu einem guten Konzert und es spricht für die sichere Hand der verantwortlichen Musiklehrer, ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt zu haben.

Die Beiträge der Bläser waren nicht ohne Witz und perfekt in der Darbietung.

Es ist deshalb klar, dass nach dem Chorgesang ein Musikstück folgen musste. Tilman Susato ist ein eher weniger bekannter Barockkomponist, aber seine beiden Stücke für Blechbläser „La Mourisque“ und „Basse Danse Bergeret“ entführten wieder zurück in die Zeit Wilhelmines. Man wartete förmlich darauf, sie möge den Saal betreten, als die Trommelwirbel der Musiker Großes anzukündigen schienen. Dass die Bläser auch exzellent in Sachen Swing unterwegs sind, zeigten sie nach der Pause mit zwei jazzigen Stücken.

Das Konzert kannte auch schöne Soloauftritte, lebte aber insgesamt von den Ensembleleistungen.

Auch Georg Philipp Telemanns „Konzert für zwei Hörner und Streichorchester in Es-Dur“ war ein musikalischer Höhepunkt der besonderen Art. Wie es die Partitur will, lebt das Stück natürlich von den Solo-Hörnern, die immer wieder das Konzert bestimmen. Dass dies jedoch die einzige Nummer mit längeren, ausgeprägten Solistenbeiträgen war, zeigte dem Publikum auch, worin es bei einer zeitgemäßen musikalischen Erziehung geht – nämlich darum, möglichst vielen den Zugang zur Musik zu öffnen und möglichst vielen ein Gefühl zu geben, das Musik etwas Schönes ist, was dem Musiker trotz sicherlich oft harten Übens auch viel zurückgibt. Deshalb standen die Ensemblebeiträge im Zentrum, denn sie bieten möglichst vielen Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich einzubringen und ein großes Bühnenerlebnis mit nach Hause zu nehmen.

Das gewaltige Musikeraufgebot ist tatsächlich ein Schulorchester.

Dass dies mit schier professioneller Qualität geht, zeigte der Orchesterbeitrag, der sich die Melodien aus dem „Herrn der Ringe“ vorgenommen hatte. Die Tempo- und Stimmungswechsel, die Instrumentierung und die Präzision der Ausführung ließen die barocke Opernhauswelt für eine Weile vergessen und die Tolkien’schen Phantasielandschaften vor dem inneren Auge wach werden.

Die Unterstufenschüler sangen vom La-La-Land.

Dass es auch kindlicher, naiver und trotzdem wirkungsvoll geht, zeigten Unterstufenschüler bei ihrem musikalischen Ausflug ins La-La-Land. Diszipliniert und mit glockenhellen Stimmen folgten sie ihrer Dirigentin und jeder konnte sehen, dass sie Spaß an ihrem Auftritt hatten.

Sie und alle anderen Mitwirkenden haben sich ein ganz großes Dankeschön für einen unvergesslichen Abend verdient. Nicht möglich geworden wäre er ohne die Vorbereitung und die sich in den meisten Fällen über Jahre erstreckende musikalische Begleitung und Förderung durch ihre Musiklehrer Susanne Röttger und Reinhard Meier (GCE), Eckehard und Kirsten Bosch, Klaus Hammer und Gertraud Schina (MWG) und Florian und Helmut Mehling (RWG). Dank gebührt Marie-Luise Göbel für die fleißige Klavierbegleitung.

Und noch etwas sei abschließend erwähnt: Im Markgräflichen Opernhaus spielen zu dürfen ist ein Privileg, das man sich leisten können muss, denn selbstverständlich müssen die Schulen wie jeder andere Veranstalter auch das altehrwürdige Haus mieten. Trotz der Kartenverkäufe war dies nur dank des großzügigen Sponsoring der Firma TenneT möglich. Ihr gebührt deshalb der besondere Dank der mitwirkenden Schulen.

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