Schulleben

Medienscouts in allen Klassen

In jeder Klasse soll es Medienscouts geben.

Digitalisierung ist momentan ein oft gebrauchtes Schlagwort. Das RWG meint es ernst damit, indem es in den Klassen „Medienscouts“ ausbildet. Sie sollen ihren Mitschülern im Umgang mit den neuen Medien helfen.

Bayreuth/Kronach. Über 130 Jugendliche von Forchheim bis Wunsiedel kamen vergangene Woche im Saal der Kronacher Sparkasse zusammen. Ihre Mission: Wertvolle Informationen rund um die neuen Medien sammeln, um ihren Mitschülerinnen und Mitschülern zukünftig als ausgebildete Medien-Experten kompetent zur Seite zu stehen. Mit dabei waren erstmalig auch Medienscouts vom Richard-Wagner-Gymnasium aus Bayreuth. Die Informationen für ihre verantwortungsvolle Aufgabe erhielten die Schülerinnen und Schüler dabei von renommierten Medienexperten.

Ermöglicht hatte die Veranstaltung die Opferhilfe Oberfranken (OHO) mit ihrem Vorsitzenden Alfons Hrubesch. Dieser begleitet zusammen mit seinem Team aus ehrenamtlichen Helfern seit einigen Jahren die Ausbildung von Medienscouts in Oberfranken. „Es freut uns sehr, dass wir nach Kronach, Kulmbach und Lichtenfels in diesem Schuljahr auch die Medienscouts-Ausbildung in Hof, Wunsiedel, Bayreuth und Forchheim initiieren konnten“, so Hrubesch. Die von der OHO geschulten Medien-Experten sorgen an der Schule und somit vor Ort dafür, dass im Umgang mit den neuen Medien Unwissenheit und Schweigen potenziellen Tätern nicht länger in die Hände spielen. „Durch das Ansprechen von Problemen und möglichen Gefahren können viele Konflikte aus der Welt geschafft werden, bevor sie überhaupt entstehen“, erläuterte auch Peter Bürgin, 2. Vorsitzender der OHO, den Schülerinnen und Schülern die Zielausrichtung der gelungenen Veranstaltung.

Die Lichtenfelser Pfarrerin Anne Salzbrenner brachte als Schirmherrin des Ausbildungstages die gesellschaftliche Bedeutung der Medienscouts auf den Punkt. „Ich betrachte die Medienscouts als eine der wichtigsten Errungenschaften unserer Zeit, weil ihr als sensibilisierte Multiplikatoren viel Verantwortung übernehmt und gerade in diesem Themenbereich die besseren Vermittler seid“, so Salzbrenner gegenüber den Jugendlichen.

Da die OHO beim Thema der „Gefahren der digitalen Medien“ mittlerweile sehr gut vernetzt ist, erhielten die Medienscouts an diesem Tag die Informationen erneut von deutschlandweit anerkannten Experten. „Star-Gast“ in Kronach war diesmal Julia von Weiler. Die Vorsitzende von „Innocence in Danger“, einem Verein, der sich gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern einsetzt, ist eine häufig gesehene Expertin in diversen Talk-Show-Runden. In Kronach sensibilisierte sie die „Generation Selfie“ unter anderem für einen verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Sexualität. „Wir leben im Zeitalter des digitalen Exhibitionismus. Und bei Phänomenen wie Cybersex, Sexting& Co stellt sich auch für euch Jugendliche die Frage nach der eigenen Sicherheit“, so von Weiler. Dabei ist es der weltweit anerkannten Psychologin wichtig, Jugendliche nicht dafür zu verurteilen, wenn sie intime Fotos von sich über das Smartphone verschicken. „Die Schuld an der ungewollten Weiterverbreitung solcher Fotos liegt nicht bei den Opfern, sondern vielmehr bei denjenigen, die die Fotos unkontrolliert weiterteilen“, so von Weiler, die zugleich betonte, dass „Sexting“, also das Versenden intimer Fotos, neuesten Umfragen nach auch von über 60 Prozent der Erwachsenen ausgeübt wird. „Es ist demnach falsch, wenn man eure Generation für solche Taten verurteilt. Die Technologie verändert das Verhalten aller – erfordert aber eben auch gegenseitigen Respekt, Wertschätzung und Achtsamkeit“, so von Weiler gegenüber den Medienscouts.

Welche zivilrechtlichen Folgen das unerlaubte Versenden von fremdem Fotomaterial nach sich zieht, erläuterte Rechtsanwältin Gesa Stückmann im direkten Anschluss – und dies direkt aus Rostock. Deutschlands bekannteste Anwältin beim Thema „Cyber-Mobbing“ stand den Medienscouts in Kronach nämlich per Webinar, also virtuell und über das Internet zugeschaltet, zur Verfügung. Anhand zahlreicher konkreter Beispiele aus ihrem beruflichen Alltag erläuterte Stückmann eindringlich die Gefahren und Folgen des Cybermobbings – und dies sowohl für das Opfer als auch für die Täter. „Unwissenheit schützt nicht vor Strafe“ lautet dabei auch hier der Grundsatz – auch entgegen der weitläufigen Meinung, dass Jugendliche erst ab 14 Jahren für Straftaten wie Verleumdung, Volksverhetzung oder Gewaltdarstellung rechtlich belangt werden können. „Wenn ein Zwölfjähriger das peinliche Partybild eines Anderen ohne dessen Einverständnis in eine WhatsApp-Gruppe stellt, dann bekommt er vom Anwalt des Opfers eine Abmahnung zugeschickt. Und die kann mit Schmerzensgeld und Anwaltskosten ganz schnell Kosten in Höhe von mehreren Tausend Euro nach sich ziehen“, warnte die Rostockerin vor den Folgen eines unbedachten Klicks mit dem Smartphone.

In genau dieselbe Richtung, allerdings aus Sicht der Polizei, zielte der Vortrag von Katrin Schamel vom Polizeipräsidium Oberfranken. Sie machte auf die neuesten Trends der Cyberkriminalität aufmerksam und warb hier vor allem für einen sorgsamen Umgang mit Facebook, das immer wieder von Tätern genutzt wird, um die Privatsphäre und die Vorlieben der Nutzer auszuspionieren. Abgerundet wurden die hoch interessanten Vorträge von einem kurzen Einblick in das Darknet, den die Medienscouts von Moritz Ströhlein erhielten.

Gerade aufgrund der Vielzahl an Informationen fiel auch das Fazit der 14jährigen Laura nach der Veranstaltung rundum positiv aus: „Die Vorträge waren sehr spannend. Jetzt werden wir uns mit unseren Lehrkräften zusammensetzen und beraten, wie wir die gewonnenen Erkenntnisse an unsere Mitschüler, aber auch an die Eltern und Lehrer weitergeben.“ Von so viel Einsatz zeigte sich auch Kronachs zweite Bürgermeisterin Angela Hofmann begeistert: „Toll, dass sich Jugendliche bei einem solch wichtigen Thema derart verantwortungsbewusst zeigen und als Medienscouts ihren Mitschülern zur Seite stehen.“

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