Schulgeschichte

Chronik 1903 bis 1933

1903

In den Jahresberichten informiert von 1903/1904 an ein Abschnitt über „Zweck und Charakter der Schule“: der Besuch der Schule ist freiwillig, sie ist überkonfessionell, sie will eine „allgemeine höhere Ausbildung“ vermitteln, Eigenschaften wie Frömmigkeit, Fleiß, Ordnung, Pünktlichkeit und Umsicht stärken „sowie die leibliche Gesundheit und Frische durch einen der weiblichen Konstitution angemessenen Turnunterricht und durch Vermittlung körperlicher Bewegung in den Pausen und außerhalb der Schulzeit“ fördern.

1904

In den Klassen II bis IV werden im Deutschunterricht in jedem Jahr zehn Gedichte auswendig gelernt, in den oberen 5. und 6. Klassen werden 17 Dramen deutscher Klassiker besprochen. Der Kanon erscheint im Anhang des Jahresberichts.

Party im Garten von Gretchen Dörnhöfer, Schuljahr 1904/05

Schulrat Kesselring reicht beim Stadtrat die ersten ausführlichen Anträge ein, in denen er die Notwendigkeit der Errichtung eines neuen eigenen Schulgebäudes begründet. Allerdings lassen sich die Magistratsherren nicht zu einer Entscheidung drängen. Erst nach drei Jahren kommt es zu einem endgültigen Entschluss und zum Baubeginn.

1905

Die Kreishauptstadt Bayreuth richtet nach damaliger wie heutiger Sitte einen Architekten-Wettbewerb für die Errichtung des neuen Gebäudes aus. Sie wendet sich „behufs Erlangung geeigneter Entwürfe“ zur Errichtung einer „Höheren Töchterschule“ an den Münchener Architekten und Ingenieur-Verein und dessen Mitglieder in Bayern. Es wird besonders betont, dass die Entwürfe „vor allem auf die spätere zweckmässige Vergrösserung durch Anbau“ achten sollen. Die „Süddeutsche Bauzeitung“ berichtet am 28.10.1905 (15. Jahrgang, Nr. 43) von den Ergebnissen des Wettbewerbs, für den schließlich 16 Entwürfe eingereicht wurden, die mit Preisgeldern bedacht wurden.

Süddeutsche Bauzeitung vom 28. Oktober 1905

1907

Als Standort für das neue Schulgebäude wird das Grundstück des früheren städtischen Krankenhauses ausgesucht, das verkehsgünstig an der Kreuzung von Leopoldstraße, Wolfsgasse und Dammallee liegt. Stadtbaurat Schlee erhält den Auftrag, einen „Monumentalbau“ im zeitgenössischen sog. „Biedermeierstil“ zu errichten. (In den erhaltenen Texten werden für den Bau auch andere „Stile“ genannt.) Schlee entwirft das Gebäude und übernimmt auch die örtliche Oberbauleitung. Die Inneneinrichtung soll wie in der naheliegenden Luitpoldschule erfolgen. Die Arbeiten werden überwiegend von ortsansässigen Firmen durchgeführt. Am 13. Juli 1907 wird das Richtfest des neuen Gebäudes gefeiert.

1908

Am 19. September 1908 wird bei schönem Wetter in Anwesenheit von Oberbürgermeister Dr. Casselmann das neue „Töchterschulgebäude an der Dammallee“ feierlich eingeweiht. Das Haus wurde mit einem Kostenaufwand von insgesamt 222 737,93 Mark errichtet. Casselmann betont, dass das neue Gebäude modernen ästhetischen, pädagogischen und hygienischen Anforderungen genügen soll.

Schulrat Kesselring führt zeitgleich als Neuerung die „Aufsicht“ ein. Jede Klasse bekommt einen Klassenlehrer bzw. eine Klassenlehrerin, in den Jahresberichten wird ein „Verteilungsplan der Schul- und Hausaufgaben“ sowie ein „Stundenplan“ der ganzen Schule veröffentlicht, zudem werden nun die Schule und einzelne Fächer durch Rektoren und Professoren der staatlichen höheren Schule sowie durch Herren der kirchlichen Behörden visitiert.

1913

Gustav Pauli, Reallehrer an der städtischen höheren weiblichen Bildungsanstalt Erlangen, wird zum ersten hauptberuflichen Schulleiter ernannt.

Nach einem Ministerialbescheid verleiht der Abschluss der 10. Klasse der Mädchenschule nun die Berechtigung zur Aufnahme in eine „Frauenschule“, zur Zulassung zur Erzieherinnenprüfung, zum Eintritt in ein Seminar für Wirtschafts- oder Handarbeitslehrerinnen oder Kindergärtnerinnen, zur Zulassung zu Prüfungen für Fachlehrerinnen, zur Einschreibung zu Lehrkursen an den Landesturnanstalten, zum Eintritt in Lehrerinnenbildungsanstalten und zur Tätigkeit in Verwaltungs- und Büroberufen.

Das Schulgeld beträgt von 1913 an 100 Mark, für das zweite Kind 75 Mark und vom dritten Kind an 50 Mark.

1914

Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August erhöht sich die Zahl der Schülerinnen auf 229.

Ruhe vor dem Sturm: Ausflug im Juni 1914 nach Wirsberg

Kriegsausbruch: König Ludwig III. und seine Familie wollen Bayreuth besuchen, wegen der Kriegsgefahr reist aber in Vertretung nur Prinz Alphons an. Der Wittelsbacher Brunnen wird aus diesem Anlass eingeweiht, die Schülerinnen bilden Spalier und führen unter Leitung der Turnlehrerin Heinisch einen festlichen Reigen auf.

Reigen der Schülerinnen vor Alphons von Bayern am 31. Juli 1914, einen Tag vor Kriegsausbruch

Bereits in den Sommerferien wird das Schulhaus von militärischen Einheiten belegt. Zwei „kriegsdienstverwendungsfähige“ Lehrer werden eingezogen, daher müssen die Unterrichtsstunden reduziert werden. Kriegsbedingt wird ein Teil des Schulgebäudes, besonders die Aula, für militärische Zwecke beschlagnahmt.

Trotz der stürmischen Zeiten endet die bis dahin geltende strenge Schulordnung, die „Schulzucht“. Die Schule schließt sich den moderneren Regelungen der Mädchenschulen in Bamberg, Hof und Kulmbach an, die nun auch an der Schule als „Vorschriften über das Verhalten der Schülerinnen“ im Schuljahr 1914/1915 in Kraft treten.

1917

Wegen des Krieges entfallen Feierlichkeiten zum 50jährigen Bestehen der Schule. Schulleiter Pauli erwähnt das Jubiläum nur im Jahresbericht 1916/1917 und betont die Wichtigkeit einer gediegenen Schulbildung für die Frauen.

Trotz der widrigen Zeitumstände steigt die Zahl der Schülerinnen im Schuljahr 1917/1918 leicht auf 253.

Ausflug zum Rauhen Kulm 1917

Schlittschuhlaufen auf dem Röhrensee, Winter 1917

1918

Es gibt an der Schule 84 Krankheitsfälle wegen der grassierenden Spanischen Grippe. Wie die anderen Bayreuther Schulen wird auch die Mädchenschule ab dem 25. Oktober für zwei Wochen geschlossen.

In Bayreuth wird die Volkshochschule gegründet, die Schule stellt Unterrichtsräume zur Verfügung. An der Schule wird die elektrische Beleuchtung eingerichtet, die bisherigen Gaslampen werden nach und nach abmontiert.

Der Krieg endet, die Revolution bricht aus, Bayern wird ein „Freistaat“. Am 1. Dezember 1918 wird ein Schülerausschuss gegründet.

1919

Am 31. Dezember 1919 wird die Einrichtung eines Elternbeirats vorgeschrieben. Schulleiter Pauli begrüßt die Bildung von Elternversammlungen und des Elternbeirats.

1920

Schülerinnen als Wandervögel 1920

1921

Die ersten zehn Stipendien (Beihilfen) werden an „bedürftige und würdige Schülerinnen“ verteilt.

Vor Goethes Gartenhaus in Weimar, Ausflug mit Direktor Pauli 1921

1922

Republikanische Auswüchse I: Den Schülerinnen wird gemäß einem minsteriellen Schreiben das „Nacktbaden“ sowie „das Baden in einer den Anforderungen der Sittlichkeit nicht entsprechenden Kleidung“ strengstens untersagt.

Inflationsjahre: Das Schulgeld wird in den ersten drei Klassen auf 600 Mark erhöht, in den Klassen 4 bis 6 auf 720 Mark. Weitere Erhöhungen folgen. An der Beheizung der Schule muss gespart werden.

1922 wird im Schulhof das erste Schulturnfest veranstaltet, weitere Feste folgen 1923, 1924, 1928 und 1931.

Turnfest, vermutlich 1928

1924

Die Schule wird gemäß einem Ministerialbescheid und mit Zustimmung des Stadtrats in eine höhere Lehranstalt, in ein „Mädchenlyzeum“, umgewandelt.

Neben dem traditionellen „Maiausflug“ wird eine Schülerwanderung als zweiter Wandertag eingeführt.

Moderne Medien: Schallplattenspieler für Schellackplatten, nach 1918 (Schulmuseum)

1926

Auf Forderung einiger Eltern ordnet der Stadtrat an, dass das Lyzeum in eine „höhere Mädchenschule (neuer Ordnung)“ (d. h. ohne Fremdsprachenunterricht) umgewandelt werden soll; allerdings bleibt an der Schule eine Lyzealabteilung bestehen. Die Schülerzahlen gehen nun zurück, die höhere Mädchenschule hat keinen Erfolg. Die Lyzeumsklassen werden eifrig besucht.

1929

Republikanische Auswüchse II: In einem „vertraulichen“ Schreiben an die Schulleitungen beklagt das Staatsministerium, dass die Schülerinnen „den Auswüchsen der Mode“ folgen und mit „ärmellosen, die Achselhöhle nicht abschließenden und mit kniefreien Kleidern“ in die Schulen kommen. „Größere Mädchen“ erscheinen sogar „mit bloßen Beinen“. – Der Schulleiter meldet: „Keine Auswüchse in Bayreuth.“

Hauswirtschaftsklasse der höheren Mädchenschule 1929

1930

Der Stadtrat ordnet an, dass die Schule wieder komplett in ein Mädchenlyzeum umgewandelt wird.

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