Schulgeschichte

Chronik 1867 bis 1903

1867

In Bayreuth bestehen nur vier private „Mädchen-Erziehungs-Institute“, in denen Lehrer nur nebenamtlich, mittags und am späten Nachmittag unterrichten. „Naturlehre“ und „Naturgeschichte“ werden an ihnen meist nicht gelehrt, das Unterrichtsniveau gilt als rückständig.

Spinnereidirektor Carl Kolb setzt sich daher die Einrichtung einer „Höheren Töchterschule“ zum Ziel. Von 36 Bürgern und Seiner Königlichen Hoheit dem in Bayreuth lebenden Herzog Alexander von Württemberg wird eine „Subscriptionsliste“ unterzeichnet, mit der 4175 Gulden als Startkapital eingesammelt werden.

Kolb studiert die „gütigst überlassenen Acten“ der in Ansbach errichteten höheren Töchterschule. Ein Comité wird von ihm am 5.8.1867 gegründet, das einen Schulplan und einen Kostenvoranschlag entwirft.

Das „Bayreuther Tagblatt“ berichtet am 7.8.1867 von der Unternehmung, das „die Gründung einer höheren Töchterschule“ anstrebt.

Nach mehreren Vorbesprechungen des Comités bildet sich am 17.8.1867 in einer „ersten Generalversammlung“ ein „Unterrichtsrath“.

Der Stadtmagistrat genehmigt am 12.9.1867 die Errichtung einer höheren Töchterschule.

Das „Bayreuther Tagblatt“ veröffentlicht am 16. und am 23.9.1867 die „Statuten“ der neuen Schule.

Die neue „Höhere Töchterschule“ wird am 14.10.1867 um 10 Uhr vormittags feierlich eröffnet. Die Schule wird anfangs von 48 Schülerinnen besucht, ein erster Stundenplan für die zweiklassige Schule („Untere und Obere Abtheilung“) tritt in Kraft.

Die Schule besitzt als Gründungssumme im Herbst 1867 insgesamt ein Vermögen von 8410,28 Mark. Der Kreis und die Stadt bewilligen Zuschüsse, die bis 1901 auf 1500 Mark jährlich erhöht werden. Die kommenden 40 Jahre lebt die Schule von privaten Zuwendungen und den erhobenden Schulgeldern.

Carl Kolb. Im Hintergrund die mechanische Spinnerei. Reproduktion eines Gemäldes. Schulmuseum des RWG

1868

Im Mai 1868 wird der erste Turnunterricht erteilt.

Nun besuchen bereits 86 Schülerinnen den Unterricht. Das „Schullokal“ in der Kanzleistraße reicht bereits nicht mehr aus. Der Unterrichtsrath erreicht durch eine Eingabe bei König Ludwig II., die gemäß der Etikette über den königlichen Oberhofmeisterstab erfolgt, dass der Schule die oberen Räume des Küchenbaus des Neuen Schlosses überlassen werden. Nach einer Renovierung werden die neuen Räume bezogen.

„Drittes Sprach- und Lesebuch“, Bamberg 1864. Aus dem Besitz von Marie Josephine Muncker, geb. 1857, Tochter des Bürgermeisters Theodor Muncker, im Schuljahr 1868/1869 Schülerin an der Höheren Töchterschule

1870

Die Schule ist im Schuljahr 1870/71 bereits fünfklassig, weitere Lehrer und Fachlehrer müssen angestellt werden.

1875

Der erste gedruckte Jahresbericht erscheint. Die Berichte liegen von 1875 bis 1920 fast lückenlos vor, in der Weimarer Republik und nach 1940 erscheinen aus Geld- und Materialmangel keine Hefte, seit 1946 dokumentieren sie wieder das Schulleben.

1883

Im Schuljahr 1883/84 besuchen bereits 18 Schülerinnen den Schimm-Unterricht in der königlichen Militärschwimmschule.

1893

Stadtschulrat Kesselring führt den „Maiausflug“ ein, der an der Schule Tradition wird.

1896

Stadtschulrat Kesselring fasst die bestehenden Schulvorschriften in einer „Disziplinar-Ordnung“, der „Schulzucht“, zusammen.

1898

Schulrat Kesselring wird Vorsitzender des Direktoriums der Schule.

Kesselring an seinem Schreibtisch in der Schule. Aufnahme nach 1900

1900

Mit dem Schuljahr 1900/01 wird die Schule sechsklassig, sie umfasst also die heutige 5. bis 10. Klasse. Anfangs beenden noch nicht alle Schülerinnen die Klassen, erst 1912/13 schließen fast alle Schülerinnen die 6. Klasse ab, vor allem da die Schule nun auch ein staatlich anerkanntes Abschluss-Zeugnis verleiht, das die Zulassung zu Ausbildungen und Berufstätigkeiten erteilt.

1901

Das Schulgeld beträgt 80 Mark im Jahr. Die Schule ist allmählich keine reine Standesschule mehr, die Jahresberichte verzeichnen unter den Eltern jetzt auch Handwerksmeister und Beamte im unteren und mittleren Staatsdienst.

1903

Stadtschulrat Kesselring, Vorsitzender des Direktoriums, wird auch zum Schulleiter ernannt, allerdings ist er nicht hauptberuflich für die Schule tätig.

Die Schule verfügt über ein stattliches Kapitalvermögen von 30 449,12 Mark. Bei der Übergabe der Schule an die Stadt werden 33 073,73 Mark übergeben, mit dem Wunsch, dass ein eigenes Schulgebäude errichtet wird, da die Raumnot im Küchenbau des Neuen Schlosses immer bedrängender wird.

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