Schulgeschichte

Die Schule im Kaiserreich

Klassenphoto von höheren Töchtern im Jahr 1897

Der durchschnittliche Jahresverdienst eines Arbeiters in Industrie, Handel und Verkehr betrug 1913 1083 Mark und dürfte sich in den Kriegsjahren bei steigenden Preisen etwas erhöht haben. Ein Einkommen in dieser Größenordnung reichte allenfalls knapp zur Befriedigung der Grundbedürfnisse einer Familie, d. h. die Ernäh­rung, die Kleidung und die Wohnung.

Gemessen daran ermöglichte die Besoldung der Lehrer, auch der nicht akademisch gebildeten, einen gehobenen Lebensstandard; durchaus keine Selbstverständlichkeit angesichts der inferioren Stellung der Lehrer in früheren Jahrhunderten.

Die im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen erheblich niedrigere Besoldung der Lehrerinnen zeigte die weiter andauernde Benachteiligung der Frauen im Beruf.

Das Schulgeld betrug 100 Mark pro Schuljahr und mußte in monatlichen Raten vorausbezahlt werden; die monatliche Schulgeld entsprach ungefähr dem Wochenlohn eines Arbeiters. Für das zweite und dritte Kind ermäßigte es sich um 25 bzw. 50 Mark. Hinzu kamen noch 1 Mark Lesegeld für die Schülerbücherei und Gebühren beim Ein- und Austritt. Damit war sichergestellt, dass die Schule weiterhin eine Standesschule blieb.

Mehr als die Hälfte der Schülerinnen stammten aus Beamtenfamilien. Zudem kamen die Schülerinnen aus dem Wirtschaftsbürgertum, aus Fabrikantenfamilien oder waren die Kinder von Kaufleuten und Besitzern von Handwerksbetrieben. Obwohl die Möglichkeit vorgesehen war, „befähigten Töchtern unbemittelter Eltern (…) bei nachgewiesener Bedürftigkeit das Schulgeld ganz oder teilweise zu erlassen“, gab es für Arbeiterkinder vor der Weimarer Republik praktisch keine Chance zum Besuch einer weiterführenden Schule. Die untere Grenze beim sozialen Stand der Eltern bildete das Kleinbürgertum, dem Bäckermeister, Metzgermeister, Buchhalter und ein „Bahnhofrestaurateur“ zugerechnet wurden.

Klassenphoto vom Mai 1917. Im Fensterrahmen die Kinder des Hausmeisters, links Straßenkinder, die nur einfache Schürzen und keine Schuhe anhaben

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