Schulgeschichte

Zum Stand der Mädchenbildung im 19. Jahrhundert

Das älteste erhaltene Bild: Schülerinnen der Töchterschule, nach 1868

Mit der Mädchenbildung war es im 19. Jahrhundert noch schlecht bestellt. Staat, Städte und Gemeinden hatten nur ein geringes Interesse an einer Ausbildung der Mädchen, die über das Volksschul-Niveau hinausging. Eine etwas umfassendere Bildung konnte nur in wenigen klösterlichen Schulen, in denen vorwiegend Mädchen der „höheren Stände“ erzogen wurden, und in privaten „Mädchenerziehungsinstituten“ erworben werden. Wohlhabende adelige und bürgerliche Familien beschäftigten Privatlehrer, die „Hofmeister“.

Eine „Bildung“ der jungen Frauen erschien vielen ohnehin nicht weiter sinnvoll oder notwendig zu sein. Gemäß der damaligen Rollenverteilung hatten sich die Mädchen der oberen Stände auf ein Leben als Gattin, Hausfrau und Mutter vorzubereiten. Wichtigste Voraussetzung dafür war die standesgemäße Heirat. Ein Zuviel an Bildung konnte hier eher hinderlich sein. Den Mädchen der unteren Stände stand ein bildungsfernes, arbeits- und entbehrungsreiches Leben bevor.

In Bayreuth bestanden (bei fast 20000 Einwohnern!) vier Mädchenerziehungsinstitute, die vor der Einrichtung der Höheren Töchterschule für Mädchen die einzige Möglichkeit boten, eine über die Volksschule hinausgehende Bildung zu erwerben. Sie waren jedoch hinsichtlich ihrer Lehrpläne und ihrem Lehrpersonal den höheren Lehranstalten für Knaben in keiner Hinsicht ebenbürtig. Unter diesen Voraussetzungen war der Entschluss, eine Höhere Töchterschule einzurichten, durchaus modern und fortschrittlich. Freilich muss auch allmählich die Einsicht gedämmert sein, dass es so nicht weitergehen konnte. Bildung wurde in der aufstrebenden bürgerlichen Gesellschaft des Industriezeitalters zur unverzichtbaren Legitimation und verschaffte soziale Distinktion. Für „ungebildete“ Töchter und Ehefrauen war nun kein Platz mehr.

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